Schon vor Jahren hatte ich in meinem Buch Michel schlägt zurück , S. 83/84, über das BVerfG gespottet:
„Leise zieht durch
mein Gemüt, liebliches Geläute“
( Heinrich Heine, 1831
)
Großen Respekt hatte
Schorse Deutscher vor dem hohen moralischen Anspruch, der die Urteile des
Bundesverfassungsgerichtes prägte. Schorse sagte sich, dass diese ethischen
Maßstäbe notwendig seien, um trotz der Widrigkeiten des Alltags eine
Richtschnur für den einzelnen Bürger zu bieten, wie edel, hilfreich und gut er
sein solle. Da ganz, ganz oben, da in Karlsruhe, da war sie aufgehoben, die
untadelige und unteilbare Humanität. Dort erstrahlten blütenweiß die selbstlose
Opferbereitschaft gegenüber jedem Zuwanderer, das tiefe Vertrauen in die
Ehrlichkeit und Schutzbedürftigkeit jedes Asylsuchenden, die Fürsorglichkeit
und Barmherzigkeit gegenüber jedem faulen Sack.
Dann fühlte Schorse
Deutscher sich ganz klein mit seinen Vorwürfen über die drückenden
Steuerlasten, mit seiner Empörung über die steigende Kriminalität, mit seiner Sorge
vor der wirtschaftlichen Zukunft, mit seiner Angst vor dem fanatischen Islam.
Er fühlte sich tief beschämt über seinen Egoismus, nur an die Bedrohung des
eigenen Lebensglücks zu denken. Und unendlicher Neid, ja, Neid auf die Richter
des Bundesverfassungsgerichtes befiel ihn, die frei von solch niederen
Instinkten das Hohelied der Menschlichkeit singen konnten und dann auch noch
fünfmal so viel verdienten wie er.
Er merkte, wie der harte
Überlebenskampf, dem er und seine Familie ausgesetzt waren, ihn deformiert
hatte und ihn zu einem egoistischen Monster gemacht hatte. Und dann war er doch
wieder froh, dass es jene da oben gab, die der liebe Gott gleich unterhalb von
sich selber angesiedelt hatte. Er war froh über die Sachwalter der reinen
Tugend – während er selber Gefahr lief, von den Trümmern einer einstürzenden
Gesellschaft begraben zu werden. Und er schämte sich, dass er es gewagt hatte,
sich kritische Gedanken über jene Halbgötter in Rot gemacht zu haben.
©Dr.Jörg Hellmann www.politik-satire.de